Kauf eines Expeditionsfahrzeugs

zuletzt inhaltlich bearbeitet: April 2001

In  den meisten Fällen wird nicht das Auto für die Reise gekauft, sondern die Reise soll zeigen was für ein tolles Auto man sich zugelegt und ausgerüstet hat. Natürlich gibt es auch nicht DAS Auto für die große Reise. Ich kenne Traveller, die haben zu zweit auf einem Motorrad ganz Afrika bereist und hatten eine herrliche Zeit, gelegentlich mit beherrschbaren Problemen. Andere kaufen sich einen allradgetriebenen 4-achser MAN mit 32 Tonnen Gesamtgewicht, richten ihn für ein Vermögen her, rüsten ihn für ein weiteres Vermögen aus, gehen dann doch nicht auf Reise oder verladen ihn nach Namibia, weil des dort so gute Straßen gibt.
Eigentliches Problem ist also nicht die Technik, sondern sind die persönlichen Bedürfnisse des Reisenden.
Wer auf den großen Hauptverbindungsstrecken wie Atlantikroute, Hoggarpiste oder Tanezrouftpiste bleibt kann das mit einem PKW bewältigen, muss jedoch mit Schäden an den Reifen, Auspuff, Stoßdämpfern rechnen und auf deren Reparatur vorbereitet sein. Neben Treibstoff, Wasser, Lebensmitteln, Werkzeug und Verschleißteilen kann er nicht viel transportieren. Er muss verhalten und hoch konzentriert fahren um Gewaltschäden durch dynamische Belastung des Fahrwerks bei Bodenunebenheiten zu vermeiden. Touren mit PKWs werden zumeist von semiprofessionellen Autoexporteuren, umgangssprachlich Autoschiebern genannt, benutzt und in W- Afrika verkauft. Es werden dafür alle Arten kleiner und mittlerer PKWs verwendet, früher PEUGEOT 504, möglichst als Kombi mit Dieselmotor, die später als Überlandtaxi zumeist auf geteerten Straßen W- Afrikas zu sehen sind. Heute werden "Japaner" aller Hersteller verschoben, die in W- Afrika als Kleintaxi in den großen Städten Verwendung finden und alte MERCEDES Limousinen, die bei Kaufleuten und der Schicht höherer Verwaltungsbeamten beliebt sind, bei denen es zu einem neuen Dienstwagen nicht reicht. Die örtliche Ersatzteilversorgung ist dabei nicht so wichtig, weil ohnehin nichts fachgerecht repariert wird. Das Thema Verschleißteilversorgung ist hingegen zu beachten, einige Öl-, Treibstofffilter und Luftfiltereinsätze, sowie ein Keilriemen mitzunehmen.
Die zweite Gruppe an Reisenden besteht aus den Geländewagenfahrern, die auch Nebenpisten und freies Gelände bereisen möchten. Die meisten von ihnen möchten das Fahrzeug wieder mit zurückbringen. Sie können eigentlich mit einem beliebigen Geländewagen fahren, Dieselmotor und 16"-Bereifung ist jedoch sehr wünschenswert. Besonders geeignet erscheinen mir TOYOTA Land Cruiser, MERCEDES Geländewagen und Land Rover 110/Defender.
Wer einen Geländewagen sucht, der dann in Afrika verbleiben soll, der wählt insbesondere Land Cruiser, die heute in den meisten Ländern der Sahara und auch vielen Ländern Afrikas südlich der Sahara völlig dominieren und bei Banditen, Revolutionären, Rebellen etc. sehr beliebt sind.
Haben Sie nun einen Anbieter eines geeignet erscheinenden Geländewagens an der Hand, so fragen Sie ihn nach dem Kilometerstand und lassen ihn stolz erzählen, wie viele Kilometer damit schon im Gelände und auf Pisten gefahren ist. Rechnen Sie schön mit und multiplizieren sie diese Kilometer mit 7 und addieren Sie zum Tachostand, denn der Handel rechnet einen Geländekilometer als acht Straßenkilometer. Dann bekommt der Anbieter einen riesigen Schreck, weil ihn diese Storys einige hundert Mark Wertminderung zu kosten drohen , und er wird verhandlungsbereit was den Preis betrifft.
Die dritte Gruppe, zu der ich derzeit auch selbst zähle, hat sich noch stärker festgelegt und sich für ein großes allradgetriebenes Fahrzeug entschieden, mit dem auch abgelegenste Regionen besucht werden können ohne Mangel an Wasser, Treibstoff oder Lebensmitteln befürchten zu müssen. Die Gruppe unterteilt sich in Traveller, die etwas mehr Geld ausgeben um schneller und reparaturärmer fahren zu können und diejenigen mit der schmalen Brieftasche, die mit Ex- Bundeswehrfahrzeugen langsamer reisen. Als schnellere Fahrzeuge dieser Gruppe dominieren moderne Diesel- Unimogs und der allradgetriebene MAN L-2000 als Basisfahrzeug für die unterschiedlichsten Aufbauten. Von den sparsameren Gruppe werden noch immer die unverwüstlichen HANOMAG AL 28 oder neuerdings die IFA - LKWs verwendet. Der Unterschied in der Marschgeschwindigkeit ist nicht zu übersehen, denn ob man über die unendlichen Sandfelder z.B. der Tanezrouft- Piste mit einem HANOMAG mit nur 35km/h zockelt, weil der dritte Gang es gerade mal nicht mehr schafft oder einem MAN L-2000 mit 80-90 km/h fährt kann mehrere Tage Unterschied in der Fahrzeit ausmachen. Anhänger haben sich nicht bewährt, weil sie hinter dem Zugfahrzeug unkontrollierbare Bocksprünge veranstalten. Wer dennoch mit Anhänger fahren möchte wählt unbedingt einen mit gleicher Bereifung wie die des Zugfahrzeugs.


Kauf eines Reisefahrzeugs
Unser besonderes Interesse gilt Geländewagen mit Dieselmotor und einen höchstzulässigen Gesamtgewicht von zumindest 2,8 Tonnen, denn die werden auf Antrag als LKW besteuert und sind dann steuerlich sehr billig.
Natürlich werden auch gebrauchte Reisefahrzeuge in den regionalen großen Tageszeitungen angeboten. In größerer Auswahl findet man sie im Kleinanzeigenteil der Zeitschriften TOURS, 4WHEEL FUN und OFF ROAD. LKWs kann man auch in Fachzeitschriften wie lastauto - omnibus auftun.
Gerade bei ausgebauten alten Ex- Bundeswehrfahrzeugen und luxoriös ausgebauten modernen LKWs glaube ich, dass die in den Angeboten genannten Preise nicht erzielt werden. Da spielt bei der Preisvorstellung noch die Erinnerung an die viele Arbeit eine große Rolle, nicht der Nutz- oder Marktwert. Ein solches Fahrzeug kann oft nur ohne Verlust mit ins Grab genommen oder mit Verlust verkauft werden. Die sehr aufwendig gebauten und ausgestatteten großen 7,5 bzw.9 -Tonner LKWs bei deren Konzeption sich der Vorbesitzer mit einigen 100.000DM selbst verwirklicht hat, gehen immer wieder nur für einen Bruchteil des Gestehungspreises weg, denn wer bereit wäre ebenfalls viel Geld auszugeben verwirklicht sich mit einen Neubau selbst und kauft nicht den ausgestandenen Traum des Vorgängers.
Meine persönliche Wahl ist ein fast neuer MAN L-2000, also ein starker 7,5-Tonner mit Allradantrieb und Einzelbereifung als Basisfahrzeug und darauf ein LAK II, also ein sehr preiswert erworbener Aufbau der Volksarmee mit selbstgebastelter einfacher, stabiler Wohneinrichtung.
Günstige, für unsere Zwecke geeignete Fahrzeuge gibt es bei Ausschreibungen der Bundeswehr, Postdienst, Stationierungsstreitkräfte, Stadtverwaltungen, Verwaltungen der Bundesländer  und Versteigerungen von Polizeifahrzeugen. Dieser Weg der Fahrzeugbeschaffung erfordert allerdings viel Zeit, Sachverstand und Vertrauen, denn wo es bei den Fahrzeugen wirklich fehlt ist aus bürokratischen Gründen oft nicht zu erfahren, Probefahrten sind schon überhaupt nicht möglich.
Fahrzeuge der Bundeswehr und vereinzelt auch anderer öffentlicher Dienststellen werden von der VEBEG verwertet und im Bundesausschreibungsblatt angeboten, das dreimal wöchentlich erscheint und durchschnittlich eine Seite Angebote für Fahrzeuge enthält. Der Preis für ein Halbjahres- Mindest- Abonnement beträgt DM 128.-. Ein Abo oder unverbindliches Ansichtsexemplar gibt es bei:  Bundesausschreibungsblatt GmbH, Postfach 200180, D-40099 Düsseldorf, Tel. 0211-370848-49, Fax. 0211-381607.
Das Blatt enthält überwiegend Ausschreibungen für Baumaßnahmen. Deshalb kann man auch versuchen Verbindung zu einer nahegelegenen großen Baufirma aufzunehmen um dort den kleinen KFZ- Teil des Ausschreibungsblattes abzuziehen, den die Leute ohnehin nicht benötigen.
Die VEBEG selbst bietet auch ein FAX- Abrufsystem unter der Nummer 069-75897315 an.
Es werden auch spezielle Listen mit KFZ- Unterlagen herausgegeben. Telefonisch sind die für KFZ zuständigen Mitarbeiter unter folgenden Tel.- Nummern zu erreichen: 069-75897-372, - 374 und - 375. Natürlich ist es wichtig die Geschäftsbedingungen und Gebotsscheine der VEBEG zu erlangen.
Die in der Ausschreibung genannten Fahrzeuge müssen dann besichtigt werden und ein Gebot eingereicht werden. Das Höchstgebot erhält den Zuschlag, es kommt eine Rechnung und nach deren Bezahlung ein Abholschein.
Die Streitkräfte Großbritanniens bieten gelegentlich Land Rover und allradgetriebene Bedford- Trucks an:
Disposal Sales /BFG), Hampshire Barraks, Gladbacher Str.511, D-41179 Mönchengladbach.
Fahrzeuge der NATO sind oliv gespritzt, eine Farbe mit der die Einreise in manche Länder untersagt wird. Sie sind aber schon deshalb umzuspritzen, weil es in Krisenregionen gefährlich ist mit militärisch aussehendem Fahrzeug unterwegs zu sein. Im Zweifelsfall nimmt man einen Eimer weißer Farbe mit um das Gerät an der Grenze umzugestalten und/oder bepflastert es mit großen Aufklebern aller Art, damit es schon aus der Entfernung als nicht militärisch zu erkennen ist.
Die Fahrzeuge der NATO sind mit 24V-Anlage ausgerüstet, für die neue Ersatzteile sehr teuer sind. Vom Händler gebrauchter Militärfahrzeuge besorgt man sich deshalb rechtzeitig gebrauchte Ersatzteile wie Anlasser, Lichtmaschine, Zündanlage.
Bundeswehrfahrzeuge waren natürlich nie zivil zugelassen, weshalb vor der Erstzulassung beim TÜV bei einer Reihe von Ausrüstungen Beanstandungen zu erwarten sind. Typische Beanstandungen sind die NATO-Anhängerkupplung, die zivil allenfalls als Behelfskupplung zulässig ist, die Tarnbeleuchtung. Es muss ein zusätzliches Lenkungs- oder anderes zweites Schloss eingebaut werden. Schmutzfänger hinten müssen montiert werden, eine Warnblinkanlage eingebaut und Gewichtsaufschriften an den Achsen angebracht werden.
Man lässt sich beim TÜV natürlich groß raushängen, dass das Fahrzeug ohnehin bald auf Nimmerwiedersehen in das Ausland verbracht wird.
Manchmal wird man sich fragen, warum Fahrzeuge ausgesondert werden, die eigentlich einen sehr brauchbaren Eindruck machen. Das kann daran liegen, dass man an dem betreffenden Standort gerne neue Fahrzeuge hätte, die alten aber noch nicht richtig heruntergewirtschaftet waren. Man geht dann bei der Mängelprüfung sehr großzügig vor, bezeichnet Motor und Getriebe unter Vorwänden als überholungsbedürftig und schon haben die zu erwartenden Reparaturkosten eine bestimmte Schwelle erreicht, die es erlaubt das Fahrzeug auszusondern.