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Das Weltreise-"Tagebuch" der Därrs im Jahr 2006

17.12.06   Vulkane und rote Canyons

Über die relativ kleine Grenze nahe Fort Langley (British Columbia) in Richtung Bellingham (USA) im Staate Washington, war die Einreise wieder mal unproblematisch. Auch weitere drei Monate Aufenthalt mit neuer Einreisebewilligung zu bekommen, obwohl unser eingeklebtes Visa noch 14 Tage gültig war, gelang uns nach Darstellung unserer weiteren Reisepläne ohne Schwierigkeiten. Das Auto selbst wurde nur geröntgt, aber nicht zusätzlich von innen kontrolliert, so dass unsere Lebensmittel unbeanstandet blieben. Nahe an den nördlichen Vulkanen der Cascades, ging es zunächst erst mal nach Seattle, wo uns der dort typische Regen gleich weiter nach Süden vertrieb. Südliche Tacoma wollten wir dann doch unbedingt zum Mount St. Helens, der sich uns gegenüber gnädig, und ab Mittag fast wolkenfrei zeigte. Mit dem Fernglas konnte man den Lavadome und die Rauchfahne des sehr aktiven Vulkans gut ausmachen. Besonders ein-drucksvoll waren die diversen Originaldokumente und Filme des Ausbruchs von 1987 in den verschiedenen Visitor Centers, im Cinedome am Anfang der Straße zum Nationalpark sogar im Breitwandformat. Die Oregonküste mit den langen, wunderschönen Stränden gefiel uns gut, aber der Betrieb selbst noch En-de Oktober und die hohen Preise schreckten uns dann doch etwas. Ein Höhepunkt war jedoch die Möglich-keit, direkt von einem der Parkplätze an der Straße die Grauwale zu beobachten, die jetzt wieder auf dem Weg von Kanada nach Süden waren.
Ein weiteres Superlativ im Landesinneren ist jedoch der Crater Lake, ebenfalls in der Bergkette der Casca-des gelegen. In wunderschöner Umgebung liegt der See auf 2100 m in einem erloschenen Vulkankrater, den man auf der Straße umrunden kann. Wir hatten Glück, die Straße war noch nicht für den Winter ge-sperrt nur ab und zu mussten wir durch kleinere Schneewehen auf der Straße.
Von dort ging es dann über die diversen Vulkannationalparks entlang der Cascades nach Süden und durch herrliche einsame Wälder in Nordostkalifornien, bis nach Nevada ins Spielerparadies Reno und entlang des Highway 50 ins Great Basin. Auch dort bieten sich fantastische Campingmöglichkeiten sowohl wild als auch im Nationalpark. Utah mit seinen touristischen Highlights wie Zion, Bryce Canyon, Capitol Reef N.P., Arches N.P. und Cany-onlands erlebten wir bei strahlendem Spätherbstsonnenwetter und mit erträglichem Touristenaufkommen. Besonders beeindruckten uns die in allen Farben schillernden Laubwälder vor den steil aufragenden roten Felswänden im Zion-Park und die wunderbare Felsbogenlandschaft im Arches-Park. Der Canyonlands N.P. ist ein Offroader Paradies, sofern das Wetter mitspielt. Im Oktober regnete es nach Angaben einiger Ameri-kaner in Strömen und die Pisten waren dann zu schlammig. Wir mussten eine Pistenstrecke nach Ende der Schönwetterperiode die uns im November begünstigte, wegen Schnee abbrechen, der ab 2200 m Höhe das Durchkommen unmöglich machte. Übers Monument Valley ging es dann zum Grand Canyon und nach Ari-zona, wo uns die wunderbaren Kakteenwüsten begeisterten und vom Organ Pipe N.Park wieder hinüber nach Mexiko. 


16.10.06   Natur pur

Auch wenn die Reise durch das zweitgrößte Land der Erde mit Schneefall beginnt und mit Regenwetter endet, haben wir trotz der fortgeschrittenen Zeit einigermaßen Glück mit dem Wetter und noch mehr mit der Tierbeobachtung. Schon in Waterton sehen wir viele Mule Deers – Großohrhirsche und auf der Strecke auf der Forest Trunk Road nach Banff beobachten wir den ersten Elch unterhalb der Straße. Bald darauf läuft uns ein Porcupine, das amerikanische Stachelschwein, über den Weg, dessen Stacheln Widerhaken haben und seinen Feinden schlimme Verletzungen zufügen können. Vor uns flüchtet es nur sehr träge auf der Schneedecke, scheinbar selbst überrascht von dem frühen Wintereinbruch. Auch Bighorn Schafe stehen auf der Straße und lecken am Belag um Salzreste der letzten Winterstreuung zu erhaschen. Die wunderschönen Seen um Banff besichtigen wir bei trübem Wetter, dafür belohnt uns das Wetter am Tag darauf am Icefield Parkway mit strahlendem Sonnenschein aber eisiger Luft. Die schneebedeckten Felsberge dieser 230 km langen, grandiosen Gebirgsstrecke spiegeln sich in den Seen und zahlreiche Gletscher ziehen sich fast bis zum Rande der glasklaren Gewässer. Am Campingplatz Whistlers des Jasper National Parks, sehen wir dann die ersten Wapiti-Hirsche, groß wie ein Pferd. Während die Elche in Amerika Moose heißen, werden die Großhirsche Elks genannt. Wir werden gewarnt vorsichtig zu sein, denn die Bullen seien brünftig und sehr gefährlich. Wapiti und Mule Deer sehen wir noch in ausreichender Menge, aber immer noch warten wir auf einen Bären. Am Alaska Highway hinauf nach Yukon sehen wir Karibus, Dallschafe und einige Elche. Auch ein Koyote läuft uns über den Weg. Das Wetter ist wechselhaft – ein Tag Wolken und Sonne, ein Tag Regen, so fahren wir täglich große Strecken bis wir Watson Lake unseren nördlichen Wendepunkt erreichen. Der Ort ist wegen seiner Schildersammlung aus aller Welt bekannt, auch München und Freistaat Bayern sind vorhanden. Wir verewigen uns nur mit Aufkleber, dann geht es über den Cassiar Highway nach Süden. Mittlerweile hat sich das Laub goldgelb gefärbt – Indian Summer in seiner vollsten Ausprägung. Bei diesen Leuchtfarben wirkt selbst Regenwetter nicht mehr trostlos. Wald, Seen und Berge gibt es in Kanada bis zum Abwinken, ein Paradies für Wildnisfreaks. Bald sehen wir dann tatsächlich einen Bären live, direkt an der Straße beim Grasfressen. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, so dass wir ihn in Ruhe beobachten können. Bald können wir nicht mehr klagen, Bärenhintern reihenweise – aber alles Schwarzbären die schnell ins Gebüsch verschwinden. In Hyder unserer Stippvisite ins südliche Alaska gibt es ein Lachslaichgebiet, wo am sogenannten Fishing Point die Grizzlys zu beobachten sind. Auch wenn die Saison schon vorbei ist und es mehr nach totem als lebendigem Fisch riecht, die Lachse sterben nach dem Ablaichen, trottet ein Grizzly durchs Wasser und gibt uns und den reihenweise auf der Aussichtsplattform stehenden Fotografen eine Schwimmvorstellung. Auf dem Rückweg nach Prince George, am Yellowhead Highway, trabt ein Schwarzbär mitten durch den Ort New Hazelton und verschwindet in den Vorgärten der Häuser. Biber können wir auf der Farm eines Freundes nahe 100 Mile House bebachten und Buckel und Grauwale auf Vancouver Island. Die wunderschöne Insel mit Bergen, Seen und herrlichen Meeresküsten bildet den krönenden Abschluss unserer Kanadareise. Es folgen noch zwei Tage Vancouver, dann geht es zurück nach USA, wo wir dann über Oregon, Utah, Arizona zurück nach Mexiko auf die Baja California fahren werden bevor wir nach Australien verschiffen. 


14.09.06   Durch den Wilden Westen

Jetzt, nach sechs Wochen USA-Aufenthalt, sind wir gerade nach Kanada eingereist und es ereilt uns bereits am Fuß der Rocky Mountains auf der Fahrt vom Glacier Nationalpark zum Waterton Park in Kanada, beides zu einem internationalen Peace Park zusammengeschlossen, der erste Schnee.
Seit unserer Einreise beim Big Bend Nationalpark in Texas, sind wir entweder in den Rocky Mountains oder an dessen Rande gereist. Da im August Hochsaison herrscht und überall Touristen, vorwiegend Deutsche mit Mietmobilen von „CruiseAmerica“ unterwegs sind, haben wir die beliebten Nationalparks in Utah und Arizona gemieden und uns am Ostrand des sogenannten „großen Westens“ von Texas über New Mexico, Colorado, Nebraska, South Dakota, Wyoming, Idaho nach Montana hochgearbeitet. Nirgendwo fanden wir belegte Campingplätze und waren auf den wunderschönen und preisgünstigen Waldplätzen des Forest Service zeitweise sogar alleine. An allen Plätzen gibt es Bänke die mit den Tischen fest verbunden sind und eine Feuerstelle mit Grillrost. Erst gegen Ende August herrschte zeitweise Lagerfeuerverbot, denn die Waldbrände erreichten dieses Jahr im Westen wieder einen neuen Rekord. Zeitweise hatten wir richtiges Wildwestfeeling, denn nicht nur Country Music begleitete uns im Radio, sondern auch Straßenschilder mit Oregontrail und aufgemalten Planenwagen und das Bild eines Rodeoreiters auf dem Nummernschildern von Wyoming. Auch Indianerteepees stehen vor den mit hervorragenden Ausstellungen bestückten Visitor Centers der National Monuments und Parks und bald sehen wir auch die ersten wild lebenden Büffel im Bad Lands National Park. Wir besichtigen am Mount Rushmore nicht nur die Köpfe der Präsidenten Washington, Lincoln, Jefferson und Roosevelt, sondern auch das noch nicht fertiggestellte, 10mal größere Monument des Warchiefs der Sioux-Indianer „Crazy Horse“. In einem riesigen Ausstellungsgelände gibt es für den nicht gerade niedrigen Eintrittspreis dann auch sehr viel Indianerkunst und Kunsthandwerk samt Traditionen zu sehen. In Cody, der Stadt Buffalo Bills fahren wir zum Nite Rodeo, einer gelungene Veranstaltung die zur Sommerzeit jeden Abend statt findet. Zu den Klängen von Country Music, sieht man neben dem Ritt auf buckelnden Pferden auch Bullriding und das Einfangen und Fesseln von Kälbern sowie ein Cowgirlwettreiten um aufgestellte Tonnen. Im Yellowstonepark treffen wir dann doch noch auf die Touristenmassen, aber die Campingplätze sind Ende August nicht mehr überfüllt, so dass wir im Norris Camp einen wunderbaren Platz am mäandernden Flusslauf finden. In Montana legen wir am wunderschönen Flathead Lake bei amerikanischen Freunden die wir in Honduras kennen gelernt hatten, eine Zwangspause ein: wir hatten im Sand Dunes Nationalpark einen Schaden am Planetengetriebe und haben uns nach einer provisorischen Reparatur bis zum Norden durch gearbeitet wo wir auf Ersatzteile aus Deutschland warteten. Nach erfolgter Reparatur und Ende der Schönwetterperiode, die uns seit vier Wochen verwöhnte, ging es dann zur nahen kanadischen Grenze direkt am Rande des Nationalparks. Der Grenzübergang hat sage und schreibe nur zehn Minuten gedauert und keiner der Grenzer inspizierte unser Fahrzeug. Statt dessen stand das Interesse an unserer Fahrt und dem Truck im Vordergrund und beinahe hätte der Mountie vergessen uns den Stempel in den Pass zu drücken. Er wünscht uns gute Fahrt und „enjoy your trip in Canada“, was wir hoffentlich tun werden, denn Kanada kennen wir bislang noch nicht. 


10.08.06   New Mexico/USA

Nach mehr als viermonatiger Unterbrechung wegen Erikas kompliziertem Bruch des linken Sprunggelenks, sind wir seit Mitte Juli wieder "on the road". Der Zwischenfall hat unsere Zeitplanung natürlich mächtig über den Haufen geworfen. Von München sind wir mit über 100 kg Gepäck über Cancun nach Mexiko-Stadt geflogen, wo ich einen bolivianischen Studienfreund nach 38 Jahren erstmalig wieder treffen konnte. Nach dreitägiger Besichtigung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, sind wir nach Puebla gefahren wo wir unser Fahrzeug unberührt vorfinden konnten. Unser besonderer Dank gilt Meli und Jürgen Kossmehl aus Puebla, die uns nach Erikas Unfall bis zur Wiederinbesitznahme des Fahrzeugs auf so vielfältige Weise geholfen haben. In zweitägiger Arbeit haben wir es wieder startklar gemacht, uns dann die Pyramiden von Teotihuacan bei Mexiko-Stadt angesehen und sind von dort zügig nach Querétaro weitergefahren. Dort konnten wir beim neuen Montagewerk für MAN-Omnibusse (MAN-Ferrostaal) unser Fahrzeug inspizieren lassen. Insbesondere die Bremsen mußten nach 140.000 km Fahrt mal fachgerecht repariert werden. Von Querétaro ging es flott in Richtung USA. Die Einreise dauerte nur ca. eine Stunde. Das Fahrzueg wurde gründlich aber nicht schikanös durchsucht, für Fahrzeugpapiere interessierte sich niemand. Wir mußten unsere Fingerabdrücke abliefern und wurden fotografiert, aber auch das lief freundlich und keineswegs erniedrigend ab. Zweifellos haben wur mit unserer Rosenheimer Zulassung jetzt das Prädikat "Out of Rosenheim" verdient. Inzwischen haben wir es eilig um noch bei halbwegs sommerlicher oder wenigstens herbstlicher Witterung Kanada zu erreichen. Alaska mußten wir uns wegen der Verzögerung unseres Zeitplans abschminken, zu weit, zu teuer und aus dem Autofenster heraus auch wohl nicht so umwerfend (Erikas Reichweite zu Fuß ist noch begrenzt). Auch sind wir niemandem schuldig das Klisché "Panamericana von Feuerland bis Alaska" zu bedienen. Von Kanada aus soll es im Westen der USA zurück bis nach Nord-Mexiko insbesondere Baja California gehen, da ist im Winter die beste Reisezeit. Anschließend haben wir vor im Januar/Februar unser Fahrzeug von USA nach Australien zu verschiffen.
Bildunterschrift: Indianertanz in der Altstadt von Albuquerque/New Mexico 


03.03.06   Cholula/Mexiko

Der Ernstfall tritt ein
Erika stürzt auf einem Stadtspaziergang über eine Unebenheit am hohen Gehsteig und zieht sich einen sehr komplizierten Knöchelbruch zu. Sie kommt sehr schnell in eine Notaufnahme einer Ambulanz in der Kleinstadt Cholula bei Puebla, dann in ein spanisches Privatkrankenhaus in der 1,5 Millionen-Stadt Puebla. Dort wird sie sofort operiert, bekommt einen Außenfixateur ohne Gips, aber der Heilungsprozess soll drei Monate dauern, an eine Weiterfahrt ist davor nicht zu denken. Deshalb fliegen wir beide am 15. März in der Business-Class der Iberia nach München zurück. Die Überführung wird durch den "MALTESER Hilfsdienst" organisiert und finanziert, bei dem wir für solche Fälle versichert sind. In München wird sie nochmals operiert , denn wie sich herausstellt, wurde der Bruch in Mexiko nicht so eingerichtet wie es wünschenswert gewesen wäre und das Gelenk drohte ohne neuerliche OP steif zu werden. Nach OP am 21.3. mit Nägeln, Platten und Schrauben versehen (ohne Gips), kann sie sich vorerst nur einbeinig auf Krüken oder im Rollstuhl bewegen. Damit ist die Weltreise erst einmal für eine ganze Reihe von Monaten unterbrochen, aber wir lernen auch das perfekte deutsche Gesundheitssystem schätzen. Jedenfalls hatten wir Glück, dass der Unfall am Rande einer Großsstadt in Mexiko und nicht im Herzen Afrikas passierte. 


10.02.06   Havanna/Kuba

Flug in eine andere Welt
Schon seit unserem Aufenthalt in Venezuela hatten wir immer wieder überlegt, ob wir nicht einen Abstecher nach Kuba unternehmen sollten. Obgleich die Präsidenten von Venezuela und Kuba gut befreudet sind und politisch kooperieren, wäre es doch teuerer gewesen von Caracas nach Kuba zu fliegen. Also hoben wir uns die Entscheidung bis Mexiko auf, denn von dort sind es nur 160 km Luftlinie. Nun können wir im Rahmen einer Weltreise auf dem Landweg nicht "nebenbei" noch die Inselwelt mit abgrasen, Kuba wollten wir uns letztlich aber doch nicht entgehen lassen. Für mich waren dabei drei Argumente eines Franko-Kanadiers ausschlaggebend: Da gibt es fast keine Gringos, das Stadtbild wird nicht von Fastfood-Restaurants dominiert und in einigen Jahren, wenn Fidel Castro nicht mehr ist, wird sich alles schlagartig ändern. Wir waren also sechs Tage in Kuba, haben in einer offiziell zugelassenen Privatunterkunft in Alt-Havanna gewohnt und von dort aus ausgedehnte Rundgänge durch die Stadt unternommen. Die Bausubstanz ist marode, nur ein kleiner Teil der herrlichen Kolonialgebäude ist renoviert und die amerikanischen Oldtimer sind großartig. Die Menschen sind freundlich und entspannt, einfach aber sauber gekleidet, die Kriminalität ist für lateinamerikanische Verhältnisse sehr gering. Der Analphabetismus ist niedrig und die Lebenserwartung weit höher als in allen Nachbarländern, nur ein Jahr geringer als z.B. in Deutschland. Dass die medizinische Versorgung der Bevölkerung gut ist , erkennt man nicht nur an der Lebenserwartung, sondern auch daran, dass die Menschen ein gepflegtes Gebiss haben. Aus unserer Sicht sind die Menschen zweifellos arm, aber nicht elend, ihre Grundbedürfnisse sind gedeckt, Hoffnung auf mehr ist allerdings Illusorisch. Für den Touristen ist das Land jedoch nicht billig, denn alles muss in konvertierbaren Pesos, den CUC, bezahlt werden, welche im Verhältnis 1:1 zum Euro gehandelt werden. So gibt es kaum ein Essen unter fünf CUC und auch die Privatunterkunft kostet 25 CUC, d.h. man verbraucht als Tourist am Tag mindestens so viel wie ein Einheimischer im Monat verdient. Es war hoch interessant Kuba kennengelernt zu haben bevor es seine Identität verliert, dort leben möchten wir freilich nicht. 


20.01.06   Tulum/Mexiko

Ruinenstädte der Maya bis zum Abwinken
Es wäre mir nicht im Traum eingefallen, dass es so viele Fundstätten von Maya-Ruinen in Mittelamerika gibt. Es sollen über 70.000 "Strukturen" sein, vom überwachsenen Hügel unter dem noch unerforschte Gemäuer stecken, bis hin zur riesigen, freigelegten z.T. auch restaurierten Pyramide. Die meisten davon entstanden in der sogenannten Klassik, zwischen 200-950 nach Beginn unserer Zeitrechnung, einige davon aber auch in der Präklassik die bis zum Beginn der Mayazeitrechnung im Jahr 3114 v. Chr., oder in der Postklassik bis 1517 n. Chr., also bis zum Eintreffen der Spanier reicht. Teilweise sind die Gelände so ausgedehnt, dass man viele Stunden braucht um sie auch nur flüchtig zu besuchen. Wenn man nicht als Wissenschaftler unterwegs ist, so gilt es die passende Auswahl zu treffen, sonst endet eine Weltreise unerwartet im Maya-Land. Ein besonderes Erlebnis ist es am Sonntag relativ früh in die Ruinenstädte zu gehen, nicht deshalb weil man an diesem Tag (in Mexiko) keinen Eintritt bezahlt, sondern weil dann neben Touristen auch einheimische, oft indígene Familien fein herausgeputzt mit ihrer Kinderschar zu Besuch sind.
Wie bei vielen hochstehenden Kulturen hatten auch die Maya weit entwickelte Kenntnisse über Astronomie, Zahlen und Kalender. Eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass man seine ganze Intelligenz in die Beobachtung der Sonne, des Mondes und der Gestirne gesteckt hat, denn ein Volk, das mittels der Astronomie den richtigen Zeitpunkt zur Aussaat bestimmen kann ist dank höherer und sicherer Ernteerträge seinen Nachbarvölkern materiell überlegen. Verwunderlich ist jedoch, über wie viele Generationen hinweg die Beobachtung der Gestirne erfolgte, das Wissen weitergereicht wurde und die mathematischen Grundlagen zu deren Auswertung geschaffen wurden.
Faszinierend ist die Vorstellung wie hochentwickelt deren Zivilisation war, obgleich diese keine Tragtiere hatte und sie das Eisen ebensowenig kannten wie das Rad. Schrecklich allerdings die Vorstellung, wie extrem diktatorisch ihr Herrschaftssystem war, das auch vor Menschenopfern nicht zurück schreckte.

 

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