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Das Weltreise-"Tagebuch" der Därrs im Jahr 2008

01.10.08   München

Durch die Türkei bis nach Hause
Von Dogubayazit mit seinem fantastischen Ishak Pasha Serail, einer mächtigen Burg und Moschee oberhalb der Stadt, geht es durch Kurdengebiet und erstarrte Lavafelder nach Süden in Richtung Van-See. Vor den Orten ist überall ein Militärposten stationiert, der die eintreffenden Fahrzeuge kontrolliert. Wir werden meist durch gewunken. Die Landschaften in der Osttürkei sind wunderschön, aber wegen der neu aufflammenden Kurdenkonflikte zu Beginn diesen Jahres ist uns nicht so ganz wohl in unserer Haut. Nichts desto trotz suchen wir uns hübsche Übernachtungsplätze am See oder in den Bergen, dort wo die Einheimischen auch Ausflüge zum Picknick machen.
Besonders beeindruckend ist die Vulkankrater-Landschaft des fast 3000 m hohen Nemrut Dagi (nicht zu verwechseln mit den weiter westlich liegenden archäologischen Stätten). Mitten im Krater liegen mehrere Seen, wo es auch sehr einfache Campingplätze gibt. Die Kraterränder sind übersät mit Obsidian - Vulkanglas - und an einigen Stellen treten heiße Quellen aus. An der Südseite des Kraters, hinunter zum Vansee und ausgehend von der Stadt Tatvan führt ein Sessellift, der im Winter den seit 600 Jahren inaktiven Vulkan als Skigebiet erschließt.
In die Senken des Tigris bei Dyarbakir und weiter zum Firat (Euphrat) werden die Temperaturen zu Beginn des Fastenmonats Ramadan jetzt im September unerträglich, so dass wir schnell wieder einen Schwenk ins Gebirge machen und die mächtigen Köpfe der griechischen und assyrischen sowie persischen Kaiser und Götter auf dem künstlichen errichteten Tumulus des Nemrut besichtigen. Eine schmale Passstraße führt zum Gipfelrestaurant von wo man dann zu Fuß zur West- und Ostterrasse laufen kann. Die Archäologische Ausgrabungsstätte ist beeindruckend, zumal wir neben einem französischen Backpacker die einzigen Touristen sind. Weiter nach Nordwesten führt unser Weg nach Göreme zu den berühmten Höhlenkirchen und dem wohl besten Campingplatz der Türkei - Camping Kaya, mit einem hervorragend deutsch sprechenden Besitzer. Hier treffen wir wieder auf zahlreiche Traveller aus aller Welt, unter anderen zwei Familien in Geländewagen mit Wohnkabine aus Südafrika, die auf ihrer Weltreise auf dem Weg nach Indien sind, nachdem sie Afrika und Europa durchquert haben.
Der weitere Weg nach Westen bis Izmir ist nur noch ein Klacks und so verbringen wir zum Abschluss nach Generalüberholung unseres Fahrzeugs in einer hervorragenden MAN-Werkstatt in Izmir, noch ein paar Tage am Meer südlich von Cesme. Von dort geht es am 17.9. mit der Fähre nach Ancona in Italien.
Da wir weder gültigen TÜV noch gültige Kennzeichen haben - unsere Saisonzulassung gilt nur für Januar und Februar, lassen wir uns von unserer Tochter ein Kurzzeitkennzeichen nach Ancona zur Fährgesellschaft schicken und montieren das nach der Ausfahrt aus dem Hafen.
Laut Zulassungsstelle ist so ein Kennzeichen nur gültig in Deutschland und aus D heraus, aber nicht umgekehrt, laut ADAC aber auch in Österreich und Italien gültig. Wir haben keine weiteren Probleme auf unserer Fahrt nach Hause und genießen die Fahrt bei kühlem aber klarem Herbstwetter durch das Trentino und Südtirol und erreichen unser Haus im Landkreis Rosenheim, das aber noch von den Mietern trotz ausgelaufenem Mietvertrag bewohnt ist, nach zwei Tagen. Das Fahrzeug wird dort auf Privatgrund geparkt, dann am nächsten Tag dem TÜV vorgefahren, was Pflicht ist, wenn man solange im Ausland war.
Mit neuem TÜV harrt es nun auf einen Käufer, während wir uns neu orientieren und erst wieder sesshaft werden müssen, reduziert auf 40 qm in München, bis wir unser Haus hoffentlich bald wieder beziehen können.
Unsere sehr schöne, manchmal abenteuerliche, meist aber entspannte Weltreise hat nun nach 210 000 gefahrenen Kilometern nach 5 Jahren und 8 Monaten, und siebzig bereisten Ländern ein Ende gefunden.

E N D E 


25.08.08   Dogubayazit (Türkei)

Durch den Iran
Oben in den Bergen auf 1900 m liegen die Grenzgebäude bei Badjgiran. Als wir nach etwa einer Stunde die Ausreise aus Turkmenistan hinter uns haben, lege ich langärmlige Jacke und Kopftuch an, passend nach iranischer Kleiderregel für Frauen gekleidet. Dort muss ich dann in einem Warteraum mit Stühlen und Fernseher warten, bis die Männer die Formalitäten erledigt haben. Alles geht recht zügig und sehr freundlich voran, nach etwa einer dreiviertel Stunde heißt es fertig. Einer schaut noch kurz ins Auto, soll´s das gewesen sein? Keine Kontrolle auf unzulässige Zeitschriften, Schweinfleisch und Alkohol? Kurz darauf erfolgt noch eine Militärkontrolle und in einem Hof mit Gebäude und Toren auf beiden Seiten der Straße, etwa 3 km unterhalb der Grenzstation, werden wir zur Seite gewunken und nach Papieren gefragt die wir nicht haben. Es spricht keiner englisch, so dass Ilya ins Auto ein Iranischer Schlepper gesetzt wird, der uns wieder nach oben zur Grenzstation begleitet. Dort dauert es dann nochmal eine gute halbe Stunde bis wir ein weiteres Papier – eine Art Transportgenehmigung für LKWs mit erlaubter Transitstrecke bekommen. Dann dürfen wir wieder nach unten, wo der Schlepper frech wird, denn er will für die Tätigkeit Geld, two Dollars sagt er, meint aber 10 Dollar. Erst als Klaus heftig wird und die Polizei dort fragt, für wen das Geld eigentlich sei, denn der Schlepper sagt, „for police“, was diese wieder bestreiten, gibt er dann auf. 
Als wir am Abend dann an einem schönen wild-Campingplatz am Fluss die Papiere studieren, merken wir, dass wir nach der zweiten Kontrolle in dem Hof als Fracht-LKW und nicht als Touristenfahrzeuge eingestuft wurden und laut der Papiere den direkten Weg nach Bazargan an die türkische Grenze nehmen müssen und das innerhalb fünf Tagen. Das ist gründlich schief gegangen, so dass wir am nächsten Morgen wieder zurück zur Grenze fahren und den Irrtum aufklären. Wir bekommen auf das Papier die Telefonnummer des Beamten an der Grenze geschrieben, falls wir Probleme bekämen, ansonsten heißt es müssen wir uns an den vorgeschriebenen Kontrollpunkten für LKW nicht melden.
Die weitere Fahrt durch den Iran nach Mashad, dort Besichtigung der heiligen Stätten – Tchador ist Pflicht- und einiger interessanter alter Städte am Weg, erreichen wir nach einem Abstecher ans Kaspische Meer Teheran.
Abgesehen von der ungemütlichen Bekleidung für Frauen, ist der Iran ein angenehmes Reiseland mit sehr freundlichen Menschen, die bei weitem nicht so rückständig sind, wie man angesichts der fundamentalistisch-islamischen Regierung erwarten würde. Die Frauen kleiden sich trotz der im Land auferlegten Vorschriften recht flott mit Kopftuch und hüftlanger Jacke mit Gürtel, durchaus mal in lebhafteren Farben und die Haare schauen vorne und hinten vor. Gelegentlich sehen wir sogar hochhackige Schuhe. Nur im ländlichen Bereich sind die Frauen von Kopf bis Fuß im Tchador verhüllt, der aber locker über die sonstige meist moderne Kleidung darunter, geschlungen ist. Keiner zieht den Schleier vors Gesicht wie in Arabien oder in der Osttürkei. Bei Einladungen die recht häufig sind, sind die Frauen samt und sonders modern gekleidet und ohne Kopftuch. Viele sprechen Englisch und bei Besichtigungen der großartigen Städte Isfahan und Shiraz, aber auch in der Hauptstadt oder am Kaspischen Meer werden wir pausenlos angesprochen. Baden ohne Kopftuch und langärmliger Kleidung geht für Frauen nicht, das erleben wir an einem See im Alborzgebirge, wo ich mich notgedrungen auch mit voller Montur ins Wasser begebe. Ansonsten lässt sich die Sommertemperatur im Gebirge – oft über 2000 m – gut aushalten. Das Zagrosgebirge ist wildromantisch, aber Touristen sind dort nicht anzutreffen, so dass wir dort noch mehr bestaunt werden als anderswo. Leider reichen die Englischkenntnisse auch nicht weiter als zu den Floskeln „Where do you come from“ oder „what´s your country“, „thank you“ und „good bye“, so dass die Gespräche etwas eintönig werden. Ein letzter Höhepunkt ist die Festung Takht-e Soleyman, ein alter Kultplatz mit Kratersee mitten im Gebirge, bevor wir dann im kurdischen Teil Irans, in dem mit Kuhfladen gekocht wird und die Häuser aus einfachen Lehmziegeln gebaut sind, und der Müll sich an den Straßenrändern entlang zieht, zur türkischen Grenze fahren. Dort sind wir nach etwa zwei Stunden fertig und ich kann endlich mein Kopftuch und die langärmligen Sachen ablegen. 


28.07.08   Ashgabat

Entlang der Seidenstraße durch Usbekistan und Turkmenistan
Nach langem Warten auf das Usbekistanvisum in Bishkek, aber hervorragendem Standplatz beim „Steinbräu“, geht es über herrliche Gebirgsstrecken weiter nach Süden in Richtung Osh. Von dort über einen wenig befahrenen Grenzübergang ins Fergana-Tal nach Usbekistan. Dort will man und nach erfolgter Einreise etwa 50 km weiter auf einer Bergstrecke wieder zurückschicken, da der Pass und diese Straße für ausländische LKWs nicht erlaubt ist. Die einzige andere Möglichkeit, würde aber zurück nach Kirgisistan und dann erst bei Osh wieder nach Usbekistan führen. Da wir aber weder eine zweite Einreise für Usbekistan noch ein neuerliches Visum für Usbekistan haben, erhalten wir nach längerer Diskussion die Erlaubnis weiter zu fahren. Das Fergana-Tal, Baumwollanbaugebiet hat touristisch nicht viel zu bieten, so dass wir schnell nach Tashkent weiterfahren. Von dort geht es dann über die geschichtsträchtigen Städte Samarkand, Buchara nach Chiva. Von Stadt zu Stadt werden die Moscheen, Medresen und islamischen Bauwerke prächtiger und faszinieren durch ihre blau-türkis gekachelten, mit Rankenmustern verzierten Kuppeln und Fassaden. Das Essen, v.a. in Buchara am Hauptplatz um den Teich mit Springbrunnen, dem frisch gezapftem Bier und den gegrillten Schaschliks, ist hervorragend, wenn auch nicht besonders abwechslungsreich.
Chiva, die unbekannteste der Seidenstraßenorte gleicht einer Museumsstadt und Kulisse aus 1000undeiner Nacht, denn die Altstadt wurde unter den Sowjets komplett restauriert und die Fassaden der Lehmbauten, die herrlichen Kacheln und Minarette suchen ihres gleichen. 
Von dort geht es nach Urgench und zur Grenze nach Turkmenistan, wo uns unsere, über David Berghof von Stantourshttp://www.stantours.com in Almaty gebuchte Führerin Elena erwartet. Turkmenistan darf man nur über Agentur gebucht, bereisen in Begleitung eines Führers. Diese Genehmigung muss man an der Grenze vorweisen und darf dann nach einigem Papierkram der zwei Stunden dauert, einreisen. Die alten Bauwerke, Mausoleen, Moscheen und Medresen in Keney Urgench, dem alten Urgench, sind bei weitem nicht so gut erhalten wie in Usbekistan, so dass wir etwas lustlos bei großer Hitze die Bauwerke besichtigen. Auf dem Markt kaufen wir noch das Nötigste und ich (Erika) werde wieder von den Frauen, wie schon in Usbekistan, herzlich in Empfang genommen, betätschelt, umarmt, fotografiert. Vielleicht gefällt den Frauen, dass ich genauso füllig bin wie sie, jedoch einige Jahre älter.
Die Wüstenstrecke nach Darvaza ist nicht besonders aufregend, die Straße löchrig und ausgefranst, manchmal ist der Asphaltbelag gar nicht mehr vorhanden. Sehr schön ist die Fahrt über die Dünen und Sandstrecke zu dem 8 km von der Straße im Osten gelegenen Gaskrater, einem riesigen Loch, das durch die Explosion einer Erdgasbohrung entstanden sein soll. Aus dem Krater entweichen nun an den Seitenwänden an hunderten von Stellen Gase die seit über 30 Jahren brennen. Besonders eindrucksvoll ist der brennende Krater bei Dämmerung und Dunkelheit. Wir campen oberhalb und genießen den ungewöhnlichen Blick auf den glühenden Abgrund. Die durch die Flammen beleuchtete gegenüberliegende Kraterwand leuchtet in der Schwärze der Nacht wie ein glühendes UFO. 
Die weitere Strecke zur weißen, klinisch sauberen Retortenstadt Ashgabat mit der sich der Diktator und ehemalige Präsident, genannt Turkmenbashi verewigt hat, geht dann schnell, denn die restliche Strecke ist neu ausgebaut. In der Hauptstadt beziehen wir ein Hotel, was angesichts der Temperaturen um die 40 Grad eine Wohltat ist. Die Häuser, Moscheen, Brunnen und marmorweißen Hochhäuser im Moskauer Stil sind eindrucksvoll, die breiten Straßen fast leer und die Einkaufszentren mit gepflegten Restaurants, Spielhallen, Tischtennis und Pool-Billardtischen sehr erstaunlich in diesen Breitengraden. Das Visum für den Iran erhalten wir nach Beantragung einer Referenznummer für das Touristenvisum das wir drei Wochen vorher über das Internet http://iranianvisa.com beantragt hatten, innerhalb eines Tages, dann geht es an die nur wenige Kilometer entfernte Grenze. 


01.07.08   Bishkek

Durch Kasachstan nach Kirgisistan
Die Weite Kasachstans schlug uns gleich in den Bann. Wüsten, Weiden, schroffe Berge mit Schneegipfeln, sanfte Hügel mit Blumenwiesen und überall weidende Pferde, Schafe, Ziegen, gelegentlich auch Kamele. Plötzlich mussten wir uns nicht mehr hinter LKWs mit exotischen chinesischen Namen oder blauen Dreiradfahrzeugen – genannt der blaue Pfeil – quälen, sondern begegnen auf meist freien Straßen MAN, Scania, Mercedes und gelegentlich russischen Kamas-LKWs. Auch Pkws der Marken VW und Audi und je näher wir der Hauptstadt kommen zunrhmend Luxuskarossen der Marke Hummer, Daimler oder BMW, begegnen uns wie auch Reiter zu Pferd, Eselskarren oder Pferdekutschen. Die kleinen Häuser mit Gartenzäunen und Blumenrabatten erinnern uns an russische Datschas oder rumänische Dörfer. Es gibt wieder europäisches Brot – Weiß- oder Schwarz in Kastenform, aber auch Fladen mit Fleisch eingebacken oder Schaschlik mit Brot. Ab und zu spricht jemand deutsch und viele Menschen sind blond. Die Landstraßen sind nicht mehr eingezäunt oder auf hohen Dämmen, so dass man jederzeit anhalten oder rausfahren kann. Die Campingplätze in der Natur sind so zahlreich wie die Pferde hier und wir haben noch das Glück, dass derzeit die Blumen in gelb, blau, rosa oder weiß blühen und einen herrlichen Kontrast zu den Schneebergen und Flusstälern abgeben.
In der Hauptstadt Almaty, sehr modern mit vielen Hochhäusern und Shops der Edelmarken, - der Ölboom lässt grüßen -, kann man gut einkaufen oder speisen, wenn auch zu europäischen Preisen. In den Supermärkten ist die Hälfte der Waren deutscher Herkunft und auf dem Markt gibt es plötzlich wieder Geräuchertes, Speck, Käse, Quark und Salami und bestes Steakfleisch. Wir kommen uns vor wie im kulinarischen Himmel und kaufen gleich kräftig ein. Auf das Kirgisistan-Visum müssen wir dann überraschenderweise nur zwei anstatt der angekündigten vier Tage Eilbearbeitung warten und können dann über einen Abstecher in den wunderbaren Sharyn-Canyon über eine klitzekleine Grenzstation im Südosten nach Kirgisistan ausreisen, umgeben von Blumenwiesen und schneebedeckten Gipfeln der umliegenden Tien Shan-Berge an der Grenze zu China. 


16.06.08   Khorgas

Durch Chinas Nordwesten entlang der Seidenstraße
In Xian, der alten Hauptstadt des Tang-Reiches finden wir einen grandiosen Platz am Rande der Stadtmauer, direkt vor der Jugendherberge. Hier gibt es nicht nur zahlreiche Sehenswürdigkeiten aus den vergangenen prunkvollen Dynastien Chinas, sondern auch die berühmte zweitausend Jahre alte Terracotta-Armee des ersten Qin-Kaisers, der China einte und die ersten Teile der chinesischen Mauer errichten ließ. Hier in dieser Stadt beginnt die Seidenstraße, auf der schon Handel mit den Nachbarvölkern seit dem 6. Jh. betrieben wurde, aber die sich erst so richtig zum Westen nach der Fertigstellung der großen Mauer im 14. Jh. öffnete.
Wir sehen Felsklöster auf dem Weg nach Pingliang und die wunderbaren Magao-Grotten, Weltkulturerbe, bei Dunhuang, wo buddhistische Malereien und Höhlenklöster seit dem 4. Jh. die Zeit überdauert haben. Dort liegen auch die großen Sanddünen mit dem Mondsichelsee, Ausläufer der Gobi-Wüste. Etwas kurios und auch Geldschneiderei ist die chinesische Politik nicht nur kulturelle Sehenswürdigkeiten mit hohen Eintrittspreisen zu belegen, sondern auch bei landschaftlichen Schönheiten wie Wasserfällen, die Dünen hier oder später beim Himmelsee, horrende Eintrittspreise zu verlangen. So sind umgerechnet zwischen 12 und 18 Euro pro Person für solche Stätten fällig und das nicht nur für Ausländer, sondern auch für die Einheimischen.
In der Uiguren-Provinz Xinjiang und davor in Gansu erleben wir dann die Freiheit des wild Campens in der Natur vor herrlichen Bergkulissen der Fünftausender, die wir in Südchina schmerzlich vermissen mussten, da sich außer Parkplätzen bei Sehenswürdigkeiten oder Hotels wenig Plätze zum frei stehen anboten. Das führte unweigerlich dazu, dass wir von großen und kleinen Chinesen hautnahe besichtigt und angestarrt wurden, was dann nach einem Monat schon langsam nervig wurde, genauso wie das geräuschvolle ausspucken des allgegenwärtigen Publikums auf den Boden. In Urumqi genossen wir dann die leckeren Kebabs und Schaschliks mit köstlichem Fladenbrot, anstatt exotischer chinesischer Küche mit Innereien und ganzen Hühnerköpfen und Krallen in der Suppe oder eingelegten Entenfüßen, Schlangen und Schildkröten.
Nach einer neuerlichen Getriebereparatur, die kaputten Zahnräder und Sicherungsringe waren als Ersatzteile in Peking glücklicherweise vorhanden, konnten wir uns dann endlich auf zur Grenze machen. In Khorgas konnten wir zwei Tage verspätet ausreisen, weil ein neuerdings erforderliches Papier „wegen Olympiade“ hieß es, fehlte. Was dazu führte, dass wir dann erst wieder im 90 km entfernten Yining unsere Visa verlängern lassen mussten und auch der Führerschein und das Kennzeichen einen Tag vor Ausreise abliefen. Das hat dann wenigstens niemand an der Grenze gestört, wenn es auch zuvor in der Nacht im Grünen vor Yining noch etwas stressig wurde, weil uns erst das Militär, dann die Polizei, angeblich aus Sicherheitsgründen nachts um drei in die Stadt zu einem Hotel eskortierte. Campen von Ausländern ist rund um Yining verboten. Die Stadt ist eine von drei Sperrzonen hören wir. Der Aushang mit den Vorschriften ist aber nur bei der Polizei selbst zu sehen und erst als wir unsere Genehmigungen vorweisen, die auch besagt dass wir campen können, werden die Beamten etwas freundlicher. China ist nervös seit den Unruhen in Tibet und auch Xinjiang zählt als Problemprovinz. Letztendlich sind wir nach dem Erlebnis froh endlich in Kasachstan zu sein, auch wenn es fünf Stunden dauerte bis wir beide Grenzen hinter uns hatten. 


15.05.08   Xian

Abenteuerliche Durchquerung Südchinas
Die Einreise nach China, von Boten in Laos aus, gestaltete sich nicht weiter problematisch. Unser Führer Wang Cong, ein lockerer 29jähriger Nordchinese, erwartete uns dort bereits und erledigte die Papiere. Wir mussten lediglich selbst noch ein Formular ausfüllen, in dem wir bestätigten, dass wir gesund sind und an keiner ansteckenden Krankheit leiden. Als wir dann alles fertig hatten, mussten wir zur Provinzstadt Mengla zur Traffic Police, wo wir noch den chinesischen Führerschein und das Nummernschild nach einer Art Mini-TÜV mit Bremsprobe bekamen. Da wir zum Wasserfest ankamen, wurden wir ausgiebig von Passanten und Jugendlichen auf der Pritsche vorbeifahrender LKWs mit Eimern voller Wasser oder Spritzpistolen begossen. Wir schossen aus Spray-Flaschen zurück, was ein Heidenspaß war, weil sie das von Touristen nicht erwartet hätten. Wir hatten dann noch Gelegenheit am nächsten Tag im sogenannten „Olivendorf“ direkt am Oberlauf des Mekongs eine Feier und einen Markt anlässlich des jährlich im April stattfindenden Festes zu beobachten. Hier sieht man die Trachten vieler im Süden ansässiger Minderheiten, ein Drachenbootrennen mit Damenmannschaften in Pastellfarbenem Kostüm gekleidet sowie einige ansehnliche Raketenstarts und Feuerwerkskörper.
Die Autofahrten im Süden durch die steil abfallenden Berglandschaften gestalteten sich jedoch als etwas kompliziert. Sofern man nicht auf der mautpflichtigen hervorragenden Autobahn fährt bzw. diese nicht weiterführt, muss man wohl oder über auf den ebenfalls mautpflichtigen Landstraßen der Kategorie G fahren. Diese sind meist in einem jämmerlichen Zustand mit Schlaglöchern und Teerresten oder an den Baustellen einspurig, wo sich dann LKWs und hupende Busse und wild in den Gegenverkehr hineinfahrende PKWs und Geländewagen einen Kampf auf der Straße liefern. So kommen wir hier nur mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 20 km/h weiter. Unser Zeitplan kommt hier schon einigermaßen ins Wanken. Aber nichts desto Trotz erreichen wir Guilin mit seinen wunderschönen Zuckerhutbergen und toller Flusslandschaft just in time. Danach geht es ebenso abenteuerlich auf einer Schlammstrecke weiter, die in der Karte als rote Hauptverbindungsstrecke eingetragen ist. Die schönen, aber armen Dörfer der Minderheiten mit sogenannten Regen-Windbrücken, Drachen- und Trommeltürmen, Reisterrassen und ländlichem Leben wie im Mittelalter, entschädigen uns dann wieder für die Unannehmlichkeiten des Straßenverkehrs. Die modernen Großstädte Kunming und Chongqing mit neuen Stadtzentren und wenigen Relikten aus dem alten China, dienen eher für uns als Versorgungszentren mit Supermärkten und guten Restaurants, aber nicht als tatsächliche Highlights in punkto Sehenswürdigkeit.
In Chengdu, der großen Hauptstadt der Provinz Sizchuan, erleben wir in, und vor der Ausländerbehörde am 12. Mai das Erdbeben hautnah. Es rumpelt mit der Stärke 5 auf der Richterskala als wir auf der Bank im Gebäude sitzen und auf Cong und unseren Freund Ilja warten, der sein Visum verlängern muss. Bald sammelt sich die Bevölkerung der umliegenden Häuser mitten auf der großen Kreuzung wo man am sichersten vor einstürzenden Gebäuden ist und es bald darauf ein starkes Nachbeben gab. Alles ist aufgeregt und will telefonieren, aber bald sind die Leitungen zusammengebrochen. Abends lagern die Menschen auf den Grünstreifen an den Straßen, in Klostergärten und Parkanlagen mit Planen und Zelten, das sie Angst haben in ihre Häuser zurückzukehren. Wir stehen vor dem Gartenrestaurant nahe dem Panda-Reservat recht sicher, aber auch dort hat es Dachziegel beschädigt und viele Leute lagern unter Planen neben unseren LKWs. In den nächsten Tagen auf der Weiterfahrt nach Norden, noch näher am Epizentrum des Erdbebens, sehen wir noch wesentlich stärkere Beschädigungen und eingestürzte Lehmhäuser und Dachstühle. Von Norden kommend sind Kolonnen von Hilfstransporten unterwegs ins Erdbebengebiet. Wir erleben noch zahlreiche Nachbeben, bis wir im 800 km entfernten Xian in Sicherheit sind. Vom tatsächlichen Ausmaß der Katastrophe mit fast 90 000 Toten erfahren wir endgültig erst fast vier Wochen später. 


08.04.08   Luang Prabang

Durch das ursprüngliche Laos
Bereits zum zweiten Mal reisen wir nach Laos ein, denn den Nordwesten haben wir bereits von Thailand aus im Februar besucht. Bei der Ausreise aus Thailand haben wir wie üblich eine Kopie des „Laissez passez“ gemacht, das wir bei der Einreise in Houay Xai am Mekong bekommen haben. Da den Beamten das Lesen der europäischen Fahrzeugdokumente in lateinischer Schrift meist schwer fällt, hat es zumindest in Thailand zu einer leichteren Bearbeitung der Formulare geführt.
Aber nicht hier an der Grenze, die nur aus zwei Bambushütten besteht. Sie wenden die Kopie hin und her und fragen nach dem Original und deuten auf den Stapel säuberlich gefalteter Original-Laissez-passez mit einem grünen Zettel versehen, die offensichtlich von gerade eingereisten Fahrzeugen stammen. Wir deuten darauf und sagen, dass wir ein neues Formular wollen, die Kopie wäre alt. Was wieder zu der Frage führt, wo denn das Original der Kopie sei. Wir versuchen zu erklären, dass wir bereits das zweite Mal einreisen und das Original an der Grenze zur Freundschaftsbrücke in Vientane läge.
Aber keiner versteht was, irgendwie scheint auch der grüne Zettel an den Dokumenten wo anders her zu sein, jedenfalls wollten die Zöllner bei der Ausreise in Vientane auch den grünen Zettel den wir von der Einreise her nicht hatten. Nach einiger Konfusion winken uns die Zöllner schließlich ohne Fahrzeugdokument durch. Wir verstehen was von Pakse und stellen uns nach Besichtigung der Eindrucksvollen Mekongfälle in der Provinzstadt dem Zoll. Die sind genauso ratlos wie ihr Kollegen an der Grenze und wollen immer wieder das Original des ersten Einreisedokuments. Erst als wie einen Chef vor uns haben der etwas englisch kann, meint der, das „laissez passez“ bekämen wir nur an der Grenze nicht bei ihnen. Als wir uns aber weigern, zurück zu fahren, meint er schließlich wir könnten fahren, wir sollten halt die Kopie vorzeigen wenn jemand danach fragt. Warum kann kein Grenzübergang wie der andere sein und warum ist die Handhabung überall verschieden, selbst in ein und demselben Land? Wir werden das nie begreifen.
Ansonsten ist die Fahrt entlang des Mekongtales hübsch, auch wenn wir selten direkt am Fluss fahren. Der Süden ist deutlich entwickelter als der abgelegene Norden den wir im Februar bereist haben. Hier haben uns vor allem die ursprünglichen Dörfer in denen sich das Leben direkt auf der Straße neben den Häusern abspielt besonders begeistert. Auch zahlreiche Bergvölker wie sie in Burma und Nordthailand zu finden sind, bewohnen hier die Berge. Man trifft auf Akka und im Nachbardorf auf Hmong mit ihren orangebestickten Trachten und bunten Plisseeröcken oder die Männer in schwarzblaue Tafthosen gekleidet.
Ähnliche Eindrücke bieten sich uns als wir von der Ebene der Tonkrüge im Osten nach Norden in die nach Vietnam hineinragende Provinz Hou Phan fahren. Schweine, Enten, Hühner, Hunde, Wasserbüffel, Kühe, Kinder und Besenbindende Frauen säumen die Straßen oder benutzen diese als Arbeits- oder Ruhefläche. Die kleinen Kinder haben einfachheitshalber gar keine Hosen an, damit das was runterfällt nicht die Hosen beschmutzt. Schweine und Hunde fressen dann die Exkremente. Wir können gar nicht alles aufnehmen was hier an Dorfleben auf uns eindringt. Eine archaische Welt aus einem vergangenen Zeitalter, wären nicht ab und zu die von Batterien betriebenen Satellitenantennen für den Fernseher. Der Vorteil dieser Subsistenzwirtschaft in Bergregionen zwischen 1000 und 1400 m liegt darin, dass im Gegensatz zu Kambodscha kaum Müll herumliegt, denn die Leute leben von dem was sie selbst anpflanzen und ernten. Das heißt aber auch für uns in den wenigen Städten einkaufen, was man so als Europäer gerne hat, denn Milch, Joghurt, Brot gibt es nur dort wo Touristen sind und dann auch nur in kleinen Läden. Käse ist so selten, dass man ihn schon in Vientane in den kleinen Europäer-Supermärkten kaufen muss, von Wurst ganz zu schweigen.
Nur wenige Straßen in Laos, im Wesentlichen einige Verbindungen nach Vietnam, oder die Süd-Nordtangente entlang des Mekong bis Vientane und hinauf nach Luang Prabang und zur chinesischen Grenze sind geteert, dazwischen gibt es nicht viel außer schmalen roten Erdpisten die sich bei Regen, der nun schon häufiger wird, in glitschige Rutschbahnen verwandeln. Ein Ausflug zum Wasserfall Tad Leuk gestaltet sich zum Elefantenähnlichen Durchbruch durchs Bambusdickicht auf schmaler mal glitschiger mal steiniger Piste. Dafür werden wir am Wasserfall mit einem prächtigen Fleckchen zum campen mit Blick auf den Wasserfall und nahegelegener Badestelle im Fluss belohnt.
Die Pistenausflüge halten sich somit in Grenzen, aber man wird in Laos mit viel Wald, zerklüfteten Berglandschaften und steil aufragenden urwaldbewachsenen Kalksteinformationen belohnt, sofern man nur ab und zu einen Abstecher in Richtung Osten oder in den äußersten Norden macht.
Vom Nordosten fahren wir dann wieder zurück in die Weltkulturerbe-Stadt Luang Prabang mit ihren herrlichen Klöstern und wunderschönen Kolonialbauten, gemütlichen Cafés und Restaurants und einer touristischen Infrastruktur die seinesgleichen im ganzen Land sucht. Hier finden wir wieder bei den einfachen Bungalows des Phou Vao Guesthouse einen netten Standplatz wo wir auf unsere Einreisegenehmigung nach China warten. Diese wird uns wegen der Unruhen in Tibet und nach geänderten Reiseplänen und Streichung unserer ursprünglich geplanten Route durch Tibet nach Nepal am 8.4. mit Ausreise nach Kasachstan Mitte Juni gewährt. 


12.03.08   Kratie

Von Thailand nach Kambodscha
Zum dritten Mal in Thailand fahren wir von Bangkok nach Kambodscha. Wir wählen die Hauptgrenze bei Aranyaprathet wo es „Visa on arrival“ gibt. Die bekommen wir gegen 30 $ und 1 $ zusätzlich für den Beamten recht schnell, aber das heißt noch nicht, dass wir schon den Einreise-Stempel im Pass haben. Dafür muss man Schlange stehen, denn Touristen sammeln sich hier zahlreich. Die Zeit vergeht und wir haben das Gefühl, nichts geht vorwärts. Als wir dann nach 1 ½ Stunden dran sind, müssen die Leute hinter uns warten. Denn wir haben zwischen den Grenzen den Pass gewechselt, weil unser China-Visum im Zweitpass ist und wir irgendwann den Wechsel machen müssen. Dass aber der Kambodschaner unbedingt unseren Ausreisestempel aus Thailand sehen will, damit haben wir nicht gerechnet.
Er blättert vor und zurück, dasselbe nochmal, dann wieder von vorne. Als er zum dritten Mal meinen Pass durchblättert frage ich ob er den Thailandstempel sucht. Das versteht er, auch wenn er nur wenig der englischen Sprache mächtig ist. Klaus zieht die Erstpässe mit dem Thailandstempel raus und überreicht sie dem Beamten. Der zeigt sie seinem Kollegen daneben, der die Pässe in denen Schmiergeld liegt und die über die Hintertür reinkommen bearbeitet (für eilige Touristen). Der fragt mich, warum wir das Kambodschavisum nicht im Pass mit dem Thailandvisum haben. Als wir ihm das mit China erklären, versteht er das nicht so recht und nun liegen die beiden Pässe nebeneinander auf dem Tisch. Das Blättern beginnt von vorne. Es dauert 15 Minuten, nichts tut sich, offensichtlich wartet der Uniformierte auf ein paar Dollarnoten. Er hat nicht mit unserer Ausdauer gerechnet. Irgendwann ist er es dann selbst leid und trägt dann neben das Visum und den Stempel auch noch die Nummer des ersten Passes ein. Na also, warum nicht gleich. Nun fehlt noch der Zoll. Der liegt an der Hauptstraße im Ort etwa 300 m weiter. Dort erbarmt sich uns ein Beamter und unterbricht seine Mittagssiesta und geht mit Klaus in das Zollgebäude. Klaus überreicht im den Pass und die Autopapiere. Aber das genügt im nicht, Autopassport will er - Autopassport, was ist das denn? Klaus zeigt ihm das thailändische „Laissez Passez“, das wir in Kopie haben, aber damit kann er nichts anfangen. Autopassport, Autopassport wiederholt er. Als er Klaus Unverständnis merkt kramt er plötzlich in einer Ablage und holt einen abgerissenen Abschnitt eines „Carnet de Passage“ hervor. Ah – Carnet, meint Klaus, voilá hier ist es – und legt unser abgelaufenes Zolldokument vom ADAC auf den Tisch. Der Beamte knallt vor lauter Begeisterung, dass er nun das gewünschte Dokument vorliegen hat, den Stempel ins Papier, reißt den Abschnitt ab und übergibt uns das Papier. Klaus sucht schnell das Weite, bevor der Zöllner merkt dass das Carnet seit Januar nicht mehr gültig ist.
Auf mörderischer Schlagloch und Baustellenpiste geht es 170 km bis Siem Reap, die Stadt die durch Angkor Wat bekannt wurde. Dort finden wir vor dem noblen Angkor City Hotel, eine kostenlose Bleibe auf dem Parkplatz, denn auf den Parkplätzen des nördlich gelegenen Ruinengeländes darf man nur bis 18.30 Uhr stehen.
Drei Tage rennen wir durch die verschiedensten Ruinengelände im näheren und weiteren Umkreis von Angkor und sind vor allem von den in dicken Wurzeln und Lianen umfangenen Ruinen von Ta Prohm fasziniert die über und zwischen den Ruinen nach oben wachsen. 20 m hohe Kapokbäume scheinen die Gebäude fast zu erdrücken. Auch das Bayon, ein Tempel mit unzähligen Gesichtern aus Stein die einem mit unbeweglicher Miene zu beobachten scheinen ist faszinierend, ebenso wie die in Stein gehauenen Reliefs der Mythen Asiens in den Wandelgängen von Angkor Wat.
Auch Phnom Phen, einstmals schönste Stadt Südostasiens ist eine Reise wert, auch wenn der Verkehr dort mörderisch ist. Die Silberpagode und der Königspalast haben die Wirren der Roten Khmer-Zeit unbeschadet überstanden und auch entlang des Mekong lässt sich herrlich flanieren und das Leben beobachten. Alte renovierte Viertel mit Kolonial-Flair wechseln sich mit herunter gekommenen Mietskasernen und schmutzigen Marktvierteln ab. Wir müssen uns das Visum für Laos besorgen, denn an der kürzlich eröffneten Grenze zum Nachbarland gibt es das „visa on arrival“ nicht.
Erwähnenswert sind in Kambodscha noch die schönen farbig angemalten Stelzenhäuser in den hübschen Dörfern und die Mopeds, welche unermessliche Transportkapazitäten zu haben scheinen.
So reihen sich auf dem Rücksitz auf einer Art Rost zwei bis drei lebende Schweine mit ausgestreckten Beinen rücklings, dutzende Hühner kopfüber am Lenkrad, oder eine ganze Schrankgarnitur, drei Doppelbettmatratzen oder gar Korbmöbel rings um den Fahrer in der Breite eines LKWs. Das wäre alles sehr malerisch, aber aufgrund der katastrophalen Fahrweise der Autofahrer die sich hupend im Schnelltempo den Weg bahnen, ist das Fortkommen natürlich höchst Unfallträchtig.
Wir sind froh als wir Kratie erreichen, wo man an einem hübschen Aussichtspunkt oder per Bootsfahrt die Flussdelfine im Mekong beobachten kann. Von dort ist es auf neuer Straße nicht mehr weit bis zur laotischen Grenze. 


07.02.08   Phrao

Ein Abstecher von Thailands Norden nach Burma
In Phrao besuchen wir die Thai Horsefarm http://thaihorsefarm.com von Boris Mimietz, einem Berliner, der hier Pferdetrekking zu den Bergvölkern, als auch Touren mit 2-4 Teilnehmern im Geländewagen nach Burma oder Laos unternimmt. Mit seinem Sohn Aron starten wir im Suzuki-Geländewagen mit Panoramascheiben nach Mae Sai an die Grenze und übernachten dort im gleichnamigen Gästehaus am Fluss. Wir befinden uns im berüchtigten Goldenen Dreieck, im Grenzbereich der Länder Thailand, Burma und Laos, das durch den Opiumhandel bekannt wurde. Mittlerweile hat sich der Handel mehr in den Norden bis zur Grenze Chinas verlagert, so dass man mittlerweile vom Goldenen Viereck spricht. Schlafmohn wird in den Ländern nach wie vor in den abgelegenen Gebirgsregionen angebaut, jedoch ist es Thailand gelungen den Handel und Anbau stark zurückzufahren, während das Militärregime Myanmars, wie Burma jetzt heißt, den Anbau nach wie vor nicht im Griff hat und angeblich auch am Handel kräftig mit verdient. Wir interessieren uns jedoch mehr für die Kultur und die Bevölkerung dieses Teiles der nordöstlichen Shan-Provinz.
Weite Teile dieser immer etwas aufmüpfigen Provinz kann man nicht bereisen, jedoch von Thailand aus, kann man einen kleinen Zipfel über Chiang Tong oder Kengtung bis zum Spielerparadies Mengla an der chinesischen Grenze bereisen. Dafür ist an der Grenze in Tachilek ein einigermaßen aufwändiger Papierkrieg zu erledigen. Man muss die genaue Route angeben die auf einem Art Routenplan vermerkt wird, dann gibt es einen Passersatz mit Fotos und allen Daten, während der Originalpass an der Grenze einbehalten wird. Auch für das Fahrzeug gibt es ein vorübergehendes Einreisepapier. Mit zahlreichen Kopien ausgestattet starten wir unseren Weg nach Norden. Erst wird jedoch bei den zahlreichen chinesischen Geldwechslern am Markt getauscht und im Teehaus ein paar aromatische mit Fleisch gefüllte Teigtaschen konsumiert. An den Posten mit Schlagbaum entlang der Strecke muss man dann jeweils eine Kopie beim Zoll, bei der Polizei, bei einer Art Geheimdienst und noch einer vierten Stelle hinterlassen. Die gleiche Prozedur findet dann nochmal in den Städten bei der Immigration statt.
Die kurvige Straße durchs Gebirge führt durch herrliche Gebirgslandschaft, entlang reißender Flüsse und durch ursprüngliche Dörfer am Wegesrand. Mehrmals halten wir, und Aron, des Thai und ein wenig der Lahu-Sprache mächtig, versucht Kontakt mit den verschiedenen Völkern, die hier wie in Thailand ähnlicher Herkunft sind, herzustellen. Mit einem freundlichen Lächeln und einen Blick in den Display der Digitalkamera bricht das Eis schnell und wir haben bald schöne Erinnerungsfotos im Kasten.
In Kengtung gibt es einige schöne Tempel zu besichtigen, aber wir sind entsetzt über die Militärrepräsentanz in den Klöstern, die einem Belagerungszustand gleicht. Nach den Unruhen im Herbst sind vor allem die Klöster noch unter starker Bewachung. Der Markt in Kengtung ist besonders sehenswert, denn hier sieht man die Frauen der Bergvölker zahlreich beim Einkauf. Vor allem die Akkafrauen tragen noch ihre schwarze mit bunten Borten verzierte Tracht und ihre herrlichen Hauben mit Silberkugeln und Münzen. Wir besuchen auf schmalen Pisten noch einige Bergdörfer der verschiedenen Völker und sind begeistert von der Ursprünglichkeit.
Diametral verschieden dazu ist die Stadt Mengla, eine Art Sonderwirtschaftszone in der nur mit Yüan, der chinesischen Währung bezahlt wird, Hier errichteten die Chinesen Hotels, Restaurants und Spielcasinos um dem in China unerlaubten Laster, nun im Nachbarland zu frönen. Jedoch schieben die Chinesen diesem Spielertourismus in die Nachbarländer langsam einen Riegel vor und intervenieren bei den jeweiligen Landesregierungen, da sie Geldwäsche dahinter vermuten, denn die Hotels, Restaurants und auch Kasinos gehören meist Chinesen. So ist während unserer Anwesenheit so gut wie gar nichts in den Spielhöllen außerhalb und in der Stadt los, bzw. das große Kasino in der Stadt auf dem Hügel ist sogar geschlossen, So gibt es ein paar kleine Spieltische und einfache Glücksspiele beim Markt, aber von einem burmesischen Las Vegas ist nichts zu merken. Die chinesischen Hotels sind gähnend leer und die Restaurants suchen vergeblich nach Kundschaft. Das einzige exotische vor diesen Gasthäusern ist das lebendige Getier in Bottichen, Käfigen oder Schüsseln: Aale, Krebse, Hummer, Schildkröten, Schlangen, Buschratten und Leguane müssen darauf warten verspeist zu werden. Nur die lasierten und vorgebratenen Enten hängen bereits samt Kopf am Haken und müssen nur noch fertig zubereitet werden. Wir ziehen ein kleines einheimisches Restaurant vor, dessen Köchin und Besitzerin als eine der wenigen im Ort englisch kann und auch noch hervorragend kocht.
Nach sechs Tagen in einer winzigen Ecke des Landes, kehren wir voller Eindrücke wieder in den Norden Thailands zurück und können abermals den lebhaften illegalen Grenzverkehr über den Fluss vom Guesthouse beobachten. Der Schmuggel blüht und durch Bestechung der Beamten werden diese zum Wegschauen verdonnert. So überqueren vor allem Burmesen samt Fahrrad den Fluss um im reichen Thailand zu arbeiten, aber auch Zigaretten und anders Gut wechselt ohne Zollkontrolle die Seite. Der Preis liegt pro Monat bei 2000 Baht (42 Euro) für einen Beamten, ein gutes Zubrot. 


01.02.08   Chiang Mai

Vielfältiges Thailand
Nach angenehmen Tagen der Entspannung in Khao Lak machen wir diverse Abstecher zu Thailands Ost- und Westküste. Zahlreiche kleine Teerstraßen die in vielen Karten nicht verzeichnet sind, führen zu kleinen Küstenorten und Fischerdörfern. Ban Krut ist eines von ihnen und obwohl es über kilometerlange, von Kokospalmen gesäumte Strände verfügt, gibt es kaum eine touristische Infrastruktur. Oben auf dem Berg thront ein herrlicher Tempel, der von König Bhoumipols Baumeister errichtet und vom König selbst eingeweiht wurde.
Jedes kleine Dorf hat seinen eigenen Tempel, mal mehr oder weniger sehenswert, manche kitschig, manche wahre Kleinode. Hier an der Küste findet man noch wunderschöne Plätze zum wild campen, aber auch in den zahlreichen Nationalparks des Landes gibt es in der Regel immer einen Campingplatz, manchmal sogar Mietzelte. Auch auf den Parkplätzen vor den zahlreichen Wasserfällen des Landes kann man ohne Probleme über Nacht sehen bleiben.
Besonders romantisch sind die idyllischen Standplätze zwischen den Altertümern am Rande der Historical Parks von Ayutthaya, Sukkothai oder Si Satchanalai.
Die 1000 Jahre alten Ruinen der ehemaligen Königsstädte liegen eingebettet zwischen Bäumen und Teichen oder Flusslandschaften und sind nicht nur für Touristen ein Magnet. Elefanten, die früher vor allem als Arbeitstiere im Wald Verwendung fanden und seit dem Rodungsverbot der Regierung arbeitslos wurden, werden jetzt vor allem im touristischen Bereich eingesetzt, entweder für Trekkingtouren im Urwald, kurze Ritte durch die Ruinengelände oder aber auch mit gelehrigen Kunststücken die dem Amüsement der Gäste dienen. Mehrere Elefanten-Trainings Center im Zentrum und Norden bringen den Elefanten nicht nur das nötige Wissen im Umgang mit dem Holz, sondern auch das richtige Verhalten bei Urwaldtouren und besondere Einlagen wie Paukenschlagen, Verneigen, auf der Stelle auf einem Baum drehen oder sogar das Malen bei. So kann man Bilder erwerben die Blumen zeigen oder nur Striche welche die Elefanten im Beisein der Zuschauer aufs Papier bannen. Sogar das was hinten raus kommt wird verwertet, denn man kann umweltfreundliches Papier das aus Elefantendung hergestellt wird in den Shops kaufen. Auch ein Elefantenhospital gibt es am Platze. In Thailand stößt man weit häufiger auf Elefanten als in den Nachbarländern und dank Tourismus sichert es auch das Überleben des asiatischen Dickhäuters. An unserem Standplatz oberhalb des Flusses am Rande des Historical Parks von Si Satchanalai können wir sogar kostenlos beim Elefantenbaden zusehen. Eine Elefantentrekkingtour im Khao Sok Nationalpark zeigt uns wie behutsam und vorsichtig sich diese Riesen selbst über schwierige Hindernisse wie Felsen in einem Flusstal hinwegbewegen.
Mehr und mehr sind wir von der Vielfältigkeit Thailands begeistert, sei es von der Natur über oder unter Wasser, als auch von den fantastischen Altertümern und Kunstwerken in den prächtigen Tempeln. Mehrmals finden wir sogar Unterkunft auf den großzügigen Parkplätzen der buddhistischen Klöster und schlafen wunderbar im Angesicht eines goldenen Chedi oder Buddha. Im Norden bezaubern uns die ursprünglichen Dörfer und noch intakten Kulturen der Bergvölker wie Akka, Lisu, Lahu, Hmong und Karen.
Hier im entwickelten Thailand würde man trotz Tourismus diese Vielfältigkeit kaum erwarten und wir werden überall mit erstaunlicher Freundlichkeit begrüßt. Thailands Menschen sind offen, zurückhaltend und gastfreundlich zugleich. Ganz gleich wo wir campen, wir werden nicht sofort von einer neugierigen Herde umringt sondern mit Diskretion erst mal von der Ferne, oder erst gar nicht weiter beachtet. Undenkbar z.B. in Afrika, hier aber selbstverständlich. Allenfalls gibt es eine vorsichtige Frage woher wir kommen, wohin wir wollen und wie uns Thailand gefällt. Wir halten uns deutlich länger im ehemaligen Siam auf als gedacht und sind dreimal ins Land eingereist und zweieinhalb Monate unbeschwert dort gereist.

 

www.thuraya.de www.expeditionstechnik.de www.daerr.net


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